Eine kurze
geschichtliche Einordnung
Das Entstehen der Nachtmärkte muss als einer der maßgeblichen Reize zur
Entwicklung des Menschen zu einem intelligenten Lebewesen angesehen werden.
Erst die Nachtmärkte trieben den Urmenschen aus seiner Höhle und förderten
seine Weiterentwicklung. Ursprünglich war die Nacht für den Urmenschen eine Art
dunkler Bedrohung, die man am besten in seiner sicheren Höhle verbrachte, im
Schein eines wärmenden Feuers. Alles vor dem Höhleneingang verschwand nach
Sonnenuntergang im schwarzen Nichts, was für den Urmenschen nur bedrohlich
wirken konnte. Es gab also bei weitem keinen Grund die Höhle zu verlassen.
Es konnte durch Ausgrabungen im Süden Deutschlands bewiesen werden, dass es
durch die Wanderung einer kleinen Urmenschengruppe zu einer Wandlung in der
Wahrnehmung der Nacht kam. Auf ihrem Zug durch das Land wurden sie von der
Nacht überrascht, bevor sie eine passende Höhle für ihre Rast gefunden hatten.
So blieben sie in der Nacht bei brennenden Fackeln auf einer Lichtung im Urwald
sitzen. Zufällig lockte dieses Licht die Bewohner aus einer naheliegenden Höhle
an. Diese überaus mutigen Menschen gaben ihrer Neugier nach und suchten selbst
mit Fackeln und Steinäxten bewaffnet die beleuchtete Lichtung auf.
Aufgrund der gefundenen Reste gehen Nachtmarktforscher davon aus, dass es zu
einem regen Austausch von Frauen, Fellen und anderen Waren kam. Das wird heute
als die Entstehung des ersten Nachtmarkts angesehen. Mit diesem Ereignis verlor
die Nacht ihren Schrecken und eröffnete den Urmenschen plötzlich viel mehr
Zeit, als sie zum Sammeln und Jagen brauchten. Diese Zeit mussten sie irgendwie
totschlagen und so kam es zu den wichtigsten Entdeckungen und Erfindungen in
der Menschheitsgeschichte.
In einer dieser durchwachten Nächte muss zum Beispiel auch das Rad erfunden
worden sein. Ohne diesen ersten Nachtmarkt und seine Entmystifizierung der
Dunkelheit wäre das nicht möglich geworden. Doch die Nachtmärkte waren nicht
nur in der Steinzeit ein Anstoß für Neuentwicklungen. Sie waren durch die
Jahrhunderte ein Geburtsplatz für Entwicklungsanstöße.
Der Nachtmarkt spielt auch in der Antike eine bedeutende Rolle. In Griechenland
fanden in jeder Stadt Nachtmärkte statt. Sie waren die perfekte Alternative zu
Märkten in der Tageshitze der Mittelmeerregion. Jede größere Stadt hatte einen
regelmäßigen Nachtmarkt. Der größte dieser Märkte fand jedoch alle 4 Jahre in der
eigentlich unbedeutenden Kleinstadt Olympia statt. Der Tourismusrat der Stadt
hatte diese geradezu geniale Idee, die zum Nachtmarkt angereisten Händler und
Kunden tagsüber mit sportlichen Wettkämpfen zu unterhalten. Nicht umsonst ist
bis heute die brennende Fackel das Symbol der Olympischen Spiele, auch wenn der
Nachtmarkt heute nicht mehr stattfindet.
Völlig zu unrecht gilt Nero als der Brandstifter Roms und wird er seit
Jahrhunderten dämonisiert und fälschlich beschuldigt, den Brand Roms verursacht
zu haben. Er war jedoch gar nicht in der Stadt, denn er liebte seinen
Nachtschlaf und wollte dem größten römischen Nachtmarkt und dem damit
einhergehenden Lärm aus dem Weg gehen. Dieser Markt war Kernzelle des Brandes.
Den genauen Hergang konnte die Wissenschaft nicht mehr rekonstruieren, doch
muss man davon ausgehen, dass es auf dem Markt zu einem Brand kam der sich
ausbreitete und weite Teile der kaiserlichen Hauptstadt in Schutt und Asche
legte. Neider nutzen diesen Brand, um Nero zu verunglimpfen.
Nach der Antike setzte eine eher düstere Phase der Nachtmärkte ein. Sie
gerieten weitgehend in Vergessenheit, nicht umsonst ist noch heute vom „Dunklen
Mittelalter“ die Rede, wenn man über die Zeit zwischen 650 und 1000 nach
Christus spricht. Die Nachtmärkte überlebten als eine gut gepflegte Tradition
in Norden Europas, auf den Britischen Inseln, wo in einem kleinen Örtchen
namens Stonehenge noch immer der erste rein für Nachtmärkte angelegte
Veranstaltungsplatz mit seinen großen, ehemals Fackeln und Feuerstellen beherbergenden
Steintoren besichtigt werden kann. Diese plumpen Feuerstellenträger gelten als
ein früher Vorläufer des Flutlichts.
In diesen Regionen überlebte also die Tradition und wurde nach der Eroberung
Englands durch die Normannen wiederbelebt und über den Kanal wieder auf das
europäische Festland getragen, wo es über Stationen wie Rouen, Poitiers, Amiens
und Paris wieder Fuß fassen konnte. Sie breitete sich mit dem Minnegesang über
die Fürstenhöfe Europas auf dem gesamten Kontinent aus. Die Städte wetteiferten
in der Größe und Dauer der Märkte miteinander, was zu einer neuen Blüte der
Nachtmärkte führte und so einige Stadtbrände auslöste. Das tat dem Reiz der
Nachtmärkte aber keinen Abbruch.
Die Kreuzzüge beförderten neben der Idee des Christentums auch den Brauch der
Nachtmärkte wieder bis nach Byzanz und Jerusalem. Von dort aus eroberten sie –
im Gegensatz zu den ausgezogenen Kriegern der europäischen Christenheit äußerst
erfolgreich – den gesamten nahen Osten und den Norden Afrikas. Forscher streiten
noch darüber, wie die Nachtmärkte nach Indien oder in die ferne Mongolei kamen,
dennoch sind sie auch dort seit Jahrhunderten bekannt und beliebt.
Ob dies nun im Nachklang der Kreuzzüge geschah, oder aber die Nachtmärkte eine
Tradition ist, die bereits durch Alexander den Großen auf den Asiatischen
Kontinent kamen, ist ein noch immer hart umstrittenes Themengebiet in der
Erforschung der Nachtmarktgeschichte. Auch eine Verbreitung der Nachtmarktidee
durch Marco Polo steht noch immer unbewiesen im Raum, würde jedoch ihre
Beliebtheit in China erklären, wo die farbenfrohen Nachtmärkte gewöhnlich von
großen und aufwändigen Feuerwerken begleitet werden. Sie gelten sogar als einer
der Gründe für die Erfindung des bunten Feuerspektakels am Nachthimmel.
Mit den ersten Siedlern kam die Idee des Nachtmarktes auch in die Neue Welt.
Sie gab den Siedlern ein Gefühl der Heimat und Verbundenheit. Das heute in den
USA als Erntedankfest gefeierte Thanksgiving ist eigentlich ein rudimentäres
Überbleibsel eines großen Nachtmarktes, dem ersten, an dem auch die Ureinwohner
des amerikanischen Kontinents teilnahmen. Sie müssen davon sehr beeindruckt
gewesen sein. Leider finden sich kaum historische Reste einer dieser
Veranstaltungen, da der amerikanische Bürgerkrieg die meisten der eigens
angelegten Marktplätze unwiederbringlich verschwinden ließ.
Unbestritten ist jedoch, dass die Nachtmärkte unter anderem die Erfindung der
Straßenbeleuchtung in Gang brachten, immerhin kam es nach der Einführung von
Gaslaternen nicht mehr so häufig zu Bränden, was den Nachtmärkten eine weitere
Verbreitung in der Neuzeit einbrachte. Auch wenn mit der Erfindung des
elektrischen Lichts und der Verbreitung der Glühbirne ein gewisser Verlust der
Atmosphäre des Nachtmarktes einher ging, wurden die Märkte größer und
vielfältiger. Das grelle Licht führte schnell dazu, dass sich Menschen Gedanken
um eine Methode Gedanken machten, wie man die Nachtmärkte nicht nur erleuchten,
sondern auch wieder stimmungsvoller machen konnte. Schon nach kürzester Zeit entwickelte
man bunte Lichterketten mit gefärbten Glühbirnen.
Heute gehören die Nachtmärkte ganz natürlich in unsere Innenstädte, finden aber
auch in Markthallen und Parkhäusern eine Heimat und eroberten auch die
Shopping-Center rund um den Globus in kürzester Zeit. Sie sind die alle
Kulturen vereinende Gemeinsamkeit der Menschheit und ein bedeutender Teil
unserer gemeinsamen Identität.
Anlässlich des gerade stattfindenden Feiertages:
Nachtmärkte und das Halloweenfest - eine
Erfolgsgeschichte.
Halloween. Ein typisch amerikanisches Fest. Das glauben zumindest die meisten.
Doch es stammt tatsächlich hier aus Europa, genau gesagt aus Irland. Sein Name
ist eine phonetische Verschleifung des Begriffes All Hallows Eve. Der Abend vor
Allerheiligen. Traditionell ein wunderbarer Zeitpunkt für einen Nachtmarkt.
Und genau daher stammt der Halloween-Brauch. Er geht zurück auf einen
historisch gut belegten Nachtmarkt und einen Vorfall, der den Ursprung der
Halloween-Legende bilden sollte. Beginnen wir also mit einem Nachtmarkt im
tiefsten Mittelalter, hoch im Norden Irlands. Die Straßen waren voller
Menschen, die den Abend vor dem christlichen Fest der Heiligenverehrung für ein
nächtliches Spektakel nutzen. Über all gab es Buden und Stände mit Süßem und
Herzhaftem, es gab Schauspieler, Artisten, Gaukler, Feuerschlucker, Magier. Die
Stimmung war gelöst und freudig. Alles tanzte, sang, amüsierte sich.
Nur einer nicht. Ein gewisser Nachtwächter namens Jack O'Lantern. Der hatte im
Laufe des Abends gut gebechert und war in seinem Wachturm eingeschlafen. Mitten
in der Nacht wurde er wach, irrte noch immer vom Alkohol benebelt mit seiner
Laterne durch die Gassen und sah sich plötzlich in den Untiefen der Hölle
wieder. Um ihn herum nur lärmende Fratzen, die ihn erschreckten und in seinem
berauschten Geist nur entsetzliche Teufel und Dämonen sein konnten, die er mit
dem Licht seiner Laterne zu vertreiben suchte.
Diese Geschichte amüsierte die Menschen so sehr, dass vor allem die Kinder in
Erinnerung an dieses Vorkommnis in den folgenden Jahren anfingen sich als diese
Dämonen zu verkleiden und durch die nächtlichen Gassen zu streifen. Um nicht
belästigt zu werden, mussten die anderen Besucher ihnen Süßigkeiten zustecken.
Die Nachtmärkte kamen aus der Mode, aber die Geschichte des Jack O'Lantern
blieb erhalten und auch der Brauch der Kinder, Süßes zu erbitten. Sie wanderte
mit den irischen Opfern einer Hungersnot nach Amerika aus und kam erst vor
einigen Jahren von dort aus wieder nach Europa zurück.